Transkript by MacWhisper
Jede Peer-Group hat ja so ihre Feindbilder in Form von bestimmten Personen, die dann so richtige Reizfiguren sind. Ich finde das immer wieder sehr witzig bis lächerlich. Solche Personen sind manchmal, heißen sie Greta Thunberg oder Jan Böhmermann. Und eine solche Reizfigur ist auch Julia Klöckner. Die ist bei insbesondere so der grünen Peergroup ein absolutes No-Go.
Und das ist irgendwie spannend, wenn man sich mal damit beschäftigt, wo das eigentlich herkommt. Also mal abgesehen davon, dass sie natürlich Mitglied der gegnerischen Partei ist – okay –, ist das bei ihr so, dass ganz, ganz viele Leute auf das Thema Nestlé steil gehen. Das betrifft nicht nur so die grüne Bubble, das sind auch ganz viele HFDler, die finden Nestlé auch alle ganz fürchterlich, weil das – ja – Nestlé ist letztlich natürlich ein böser Globalist und so weiter und so fort.
Also da ist man sich dann eben links wie rechts einig, dass das ganz, ganz schlimm ist, was Julia Klöckner so macht. Und also vage habe ich das immer so wahrgenommen, dieses Komische: „Die ist Nestlé“ und so. Und dann habe ich mich jetzt doch mal ein bisschen damit beschäftigt. Also es war jetzt keine grundlegende Recherche, es hat ungefähr zehn Minuten gedauert. Ich habe ein bisschen geguckt, wo das eigentlich herkommt.
Und es kommt einfach daher, dass sie ja mal Bundeslandwirtschaftsministerin war, und in dieser Funktion, in dieser Eigenschaft hat sie Nestlé besucht. Entweder am Firmensitz oder in einem Werk oder vielleicht war es auch nur am Rande einer Messe. Ich habe keine Ahnung – ist auch völlig egal. Aber ihr großer Fehler war, dass sie eben nicht nur mit Nestlé gesprochen hat, mit dem Chef da anscheinend sogar, sondern sie hat dazu ein kurzes Videostatement abgegeben.
In dem Video freut sie sich darüber, dass Nestlé jetzt also angefangen hat, die Zucker-, Salz- und Fettmengen in seinen Produkten zu reduzieren. Und der Chef darf dann auch nochmal sagen, dass sie das ja auch schon ein paar Jahre machen. Und der Anlass ist letztendlich, dass die Bundesregierung damals – also eben auch sie als Ministerin – das so ein bisschen auch als Ziel hatte, dass die großen Konzerne sowas einfach mal machen, also die Lebensmittel ein bisschen weniger ungesund machen.
(Klammer auf: was auch einfach nur ein bisschen Whitewashing ist, weil du kannst natürlich in die Tafel Schokolade 10 % weniger Zucker reinmachen – das ist trotzdem nicht gesund. Es wird nicht gesund. Naja, aber das ist ein anderes Thema.)
Ich weiß auch nicht, ob es klug ist, sich als zuständige Ministerin da so draufzusetzen, weil letztendlich sind das alles irgendwelche Werbemaßnahmen. Das ist Marketing, das ist PR, was sie da machen. Würde ich mich als Minister, glaube ich, weitgehend raushalten.
Fakt ist aber, dass Minister – wenn sie, also ich meine, da kam es eben wie gesagt von der Regierung selber – gesagt haben: Das geben wir mal als Ziel aus. Es wäre eher unfair, wenn man das dann völlig unkommentiert lässt, wenn Unternehmen sich da im Sinne der Regierung quasi vorbildlich verhalten.
Wie dem auch sei: Ich finde daran an ihrem Verhalten jetzt überhaupt nichts Schlimmes. Aber sie hat da eben so ein Video gepostet, auf dem dann auch der Unternehmenschef nochmal sagen darf, wie toll er die Initiative des Ministeriums findet, dass sie das auch unterstützen als Unternehmen und dass sie ja ohnehin schon seit fünf Jahren oder so … Also das ist jetzt auch schon ein bisschen her.
Insofern: Ja, sie ziehen da an einem Strang. Das war eigentlich die Botschaft dieses Videos. Und Grüne verstehen das so: Julia Klöckner hat Werbung für Nestlé gemacht.
Ja, nein. Also ehrlich gesagt: Nein. Das kann man aus zumindest diesem Video wirklich so nicht rauslesen. Außer man will das. Und das wollen die natürlich. Und das passt dann auch so wunderbar ins Narrativ.
Und das hat sich – also da reden wir jetzt von einem Vorfall, das Video ist, wenn ich das richtig sehe – ich bin über einen Artikel auf einen Twitter-Post gestoßen, und dieser Artikel ist von 2019. Ich gehe davon aus, der zugehörige Tweet auch. Aber zumindest ist er mindestens von 2019, also mittlerweile fünf, sechs Jahre alt.
Und ja, das ist irgendwie die Ursache, die Grundlage für dieses ganze Nestlé-Gesabbel. Wobei man sagen muss: Ich glaube, die Feindschaft gegen Nestlé ist ja noch viel älter – und die ist ähnlich bescheuert.
Nestlé wird in erster Linie von dieser ganzen Anti-Globalisten-Bubble vorgeworfen, dass Nestlé hier und da hingeht und nach Grundwasser gräbt – also praktisch Mineralwasserbrunnen baut. Und ja, vielleicht haben sie das mal hier und da irgendwo gemacht, wo es eigentlich nicht genügend Wasser gab, das kann sein. Vielleicht ist das aber auch nur so eine etwas dämliche Verkürzung.
Ich kenne das ja hier aus unserer Ecke von dieser Coca-Cola-Diskussion. Wann immer Coca-Cola in der Nachbarstadt anfängt, einen Brunnen zu bohren oder bohren zu wollen, drehen alle durch und sagen: „Nee, unser Wasser brauchen wir selber.“ Während alle anderen Unternehmen in der Gegend ähnliche Bohrungen haben, teils viel, viel mehr Wasser aus dem Boden holen – nur im Unterschied zu Coca-Cola daraus keine Lebensmittel herstellen.
Also bei Coca-Cola reden wir vor allen Dingen über Mineralwasser, was sie daraus machen, nämlich Vio. Das wird ja dann bundesweit verkauft. Und ich weiß nicht, ob es nur hier gefördert wird, aber zumindest: Ich kaufe mit Vorliebe Vio, wenn ich irgendwo bin, weil ich dann immer weiß: Ach, da habe ich im Prinzip das gleiche Wasser, was zu Hause bei mir aus der Leitung kommt.
Finde ich irgendwie schön, wenn ich irgendwo in Süddeutschland am Bahnhof mir eine Flasche Wasser kaufen kann und trinke eigentlich das gleiche Wasser, was ich auch zu Hause trinke. Gefällt mir einfach – ist natürlich ein alberner Spleen –, aber ja.
Jedenfalls ist das Problem, was diese Leute damit haben, vorgeschoben, behaupte ich mal. Also es geht in Wirklichkeit um ganz was anderes. Und so ist das im Fall von Nestlé auch.
Das ist jetzt nicht per se ein Umweltproblem, wenn ein Lebensmittelkonzern zur Herstellung von Lebensmitteln Wasser aus dem Boden holt, weil Lebensmittelproduktion immer Wasser braucht. Jetzt haben die natürlich so ihre Problemchen mit Nestlé – kann man jetzt teilen oder nicht –, aber daher kommt auch, dass das so dermaßen aufgebauscht wurde damals, als eben Klöckner dieses vermeintliche Nestlé-Werbevideo gemacht hat.
Also das heißt aber: Da ist schon die Ursache für die Nestlé-Kritik irgendwie dämlich. Man kann Großkonzerne aus ganz vielen Gründen natürlich kritisch sehen. Unlauter wird es, wenn man sich jetzt genau einen raussucht und die 40, 50 anderen, die das Gleiche machen, hat man einfach nicht auf dem Schirm – weil die irgendwie nicht so wahnsinnig doll vermimt worden sind und sie einem in der eigenen Bubble nicht irgendwie alle naselang begegnen.
Dann finde ich das wenig seriös und ehrlich gesagt auch überhaupt nicht ernst zu nehmen. Und das Gleiche ist eigentlich auch immer mit diesen Reizfiguren. Da ist es bei den anderen Namen, die ich genannt habe, vielleicht nicht ganz so – also so ein Böhmermann, was der so macht, ist schon einigermaßen einmalig. Da würden mir jetzt nicht noch 30 andere Moderatoren einfallen, die in ähnlicher Weise unterwegs sind und bubble-konformen Bullshit von sich geben.
Aber im Fall von Klöckner muss man sagen: Einfach jeder Bundeslandwirtschaftsminister besucht dauernd Unternehmen, besichtigt die und macht auch Posts darüber. Die machen jetzt nicht immer ein Video darüber, aber auch das passiert. Manchmal macht das sogar der öffentlich-rechtliche Rundfunk und macht ein kurzes Video dazu.
Ja, und das ist – also wenn das der Maßstab ist, dann machen die alle, wirklich alle Werbung für irgendwelche finsteren Großkonzerne. Und denen müsste man die eigentlich in jedem Fall verteufeln. Aber das tun diese Leute nicht, sondern sie verteufeln es explizit nur im Fall von Frau Klöckner. Und das ist auf jeden Fall unlauter. Das ist nicht in Ordnung.
Also ja, man kann das so machen – aber dann muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, dass die Ursache, das Grundproblem, ja dann vielleicht doch die Person Klöckner ist. Und wohlwollend könnte man sagen, vielleicht noch der Konzern Nestlé – was es aber nicht seriöser macht.
Das heißt: Man hat Probleme mit speziell dieser Firma, mit speziell dieser Person – und man sucht sich jetzt irgendwas her, wie man sie jetzt irgendwie öffentlich dumm aussehen lassen könnte. Aber es ist eigentlich in der Sache gar nicht so richtig zu begründen, weil eben, wie gesagt, jeder Landwirtschaftsminister genau das macht.
Es macht sogar auch jeder andere Bundesminister genau das auf seinem Gebiet. Auch der Bundeskanzler besucht gelegentlich Firmen. Jeder Landesminister besucht Firmen. Als jemand, der auch schon den einen oder anderen Wahlkampf organisiert hat, kann ich sagen: Auch im Wahlkampf besucht jeder Kandidat irgendwelche Firmen. Das gehört dazu – und man macht natürlich Fotos davon.
Natürlich ist das für die Firmen auch immer ein bisschen Werbung. Im Wesentlichen ist es Werbung für … also man profitiert davon halt gegenseitig. Aber es ist ja in keiner Weise als Werbung in dem Sinn gemeint, sondern eher: Eigentlich ist es PR in eigener Sache.
Und so ist es ja auch da, weil der Anlass für dieses Video war, dass Nestlé genau das tut, was die Regierung sich so vorstellt – und die Regierung wiederum lobt und feiert das.
Ja, okay, also das ist natürlich – kann man das irgendwie als Werbung betrachten, aber eigentlich ist es auch ein bisschen dumm, das zu tun. Also das ist eigentlich eine unsachgemäße Verkürzung, wie sie in der Öffentlichkeit umgegangen wird, in den entsprechenden Bubbles.
Und mich lässt das immer ein bisschen ratlos zurück. Also wenn Leute immer so komische Privatfäden gegen einzelne Leute führen – finde ich persönlich sehr schwer ernst zu nehmen. Und ja, gut, ich bin eher jemand, der sich eher auf die Sache konzentriert, als auf das Getue drumherum oder welche Person das gerade wie sagt, weil ich es einfach nicht für sachlich geboten halte. Aber da bin ich irgendwie alleine – beziehungsweise nicht alleine, aber da bin ich vielleicht ein bisschen in der Minderheit.
Insbesondere aber linke und rechte Peergroups brauchen, glaube ich, wirklich diese Feindbilder, an denen sie sich so richtig schön abarbeiten können. Netanyahu fällt mir da auch noch ein. Also Netanyahu-Kritik ist ja irgendwie aktuell so das beliebteste Vehikel, endlich seinen Judenhass rauslassen zu können.
Auch da kann man eine völlig berechtigte Kritik an dieser Person haben – hat nur eigentlich nichts mit dem zu tun, was man eigentlich damit gerade ausdrückt und vielleicht auch, wahrscheinlich auch ausdrücken will. Manchmal, glaube ich, sind sich die Leute gar nicht so bewusst darüber, was sie damit in Wirklichkeit ausdrücken.
Das ist für mich im Fall von Klöckner eben auch so. Also die ist zur symbolischen Feindfigur geworden – und daraus resultierend macht man, egal was von dieser Person kommt, immer wieder dieses gleiche Thema auf, auch wenn das überhaupt gar nichts damit zu tun hat.
Und wie berechtigt die ursächliche Kritik, die man da irgendwie so unter einem komischen Anlass versteckt, da äußert – ob die überhaupt berechtigt ist –, das hat man vielleicht vor fünf, sechs Jahren sich mal gefragt, ist aus irgendeinem Grund zu einem „Ja“ gekommen und hat aber danach nie wieder irgendwie hingeguckt.
Und seitdem ist das irgendwie so ein Narrativ, das man immer, immer wieder bringen muss. Wie so ein Reflex. Aber das ist doch voll dumm. Also ich finde, Leute, die das machen, kommen voll dumm rüber.
tldr by ChatGPT
Allgemeine Beobachtung
Peer-Groups haben häufig Feindbilder (z. B. Greta Thunberg, Jan Böhmermann, Julia Klöckner).
Diese Feindbilder werden oft reflexhaft abgelehnt.
Fall Julia Klöckner
Besonders von grüner und „HFD“-Bubble kritisiert.
Häufiges Thema: Verbindung zu Nestlé.
Ursprünglicher Auslöser:
Klöckner war Bundeslandwirtschaftsministerin.
Besuch bei Nestlé (Ort unklar – Werk, Messe o. ä.).
Videostatement über Nestlés Reduktion von Zucker, Salz, Fett.
Lob von Nestlé für Initiative des Ministeriums.
Rezeption des Videos
Kritiker sehen das als „Werbung“ für Nestlé.
Tatsächlich: Kein Werbevideo, sondern Ministerin lobt politisches Ziel.
Reflexhafte Interpretation innerhalb bestimmter Gruppen.
Kritik an der Reaktion
Nestlé-Kritik wirkt oft vorgeschoben:
Beispiel: Brunnenbau vs. andere Firmen.
Andere Unternehmen verhalten sich ähnlich, werden aber nicht kritisiert.
Kritik wirkt oft selektiv, nicht sachlich.
PR und Politik
Jeder Minister besucht Unternehmen und macht PR.
Auch Wahlkampfstrategie: Firmenbesuche = gegenseitiger Nutzen.
Nicht gleichzusetzen mit Werbung, sondern Teil politischer Kommunikation.
Übergeordnete Kritik
Umgang mit Feindbildern oft irrational:
Sachlichkeit fehlt.
Kritik bleibt dauerhaft bestehen, unabhängig vom Kontext.
Vergleich: Netanyahu-Kritik als Deckmantel für antisemitische Tendenzen.
Fazit
Kritik an Feindbildern oft nicht fundiert.
Reflexhafte Ablehnung wirkt dumm und unseriös.
Autor bevorzugt sachliche Auseinandersetzung statt Personalisierung.
Vermutung: Linke und rechte Gruppen brauchen symbolische Gegner zur Identifikation.