Summery by Mistral
Kritik der Bildzeitung: Aufregung über acht Mitarbeiter von Olaf Scholz.
Hintergrund: Ehemalige Bundeskanzler erhalten Mitarbeiter vom Kanzleramt.
Vergleich mit Vorgängern:
Gerhard Schröder: 7 Mitarbeiter.
Angela Merkel: 9 Mitarbeiter.
Helmut Kohl: Unbekannte Anzahl, möglicherweise keine offiziellen Mitarbeiter.
Aufgaben der Mitarbeiter: Büroleitung, Referenten, Sachbearbeiter, Fahrer.
Sicherheitsbedenken: Besonders bei Merkel, möglicherweise auch private Fahrten aus Sicherheitsgründen.
Allgemeine Praxis: Ehemalige Bundeskanzler erhalten Unterstützung für amtsspezifische Aufgaben.
Entwicklung der Mitarbeiterzahlen:
Bundeskanzleramt 2003: 410 Mitarbeiter.
Früher (Kohl-Zeit): 200 Mitarbeiter.
Heute: 900 Mitarbeiter.
Trend: Verdopplung der Mitarbeiterzahlen in Behörden seit den 1990ern.
Medienkritik: Bildzeitung und Süddeutsche Zeitung kritisieren die Anzahl der Mitarbeiter ohne grundsätzliche Praxis zu hinterfragen.
Sommerloch-Thema: Medien suchen nach Skandalen in ruhigen Nachrichtenzeiten.
Fazit: Kritik an der Berichterstattung als unseriös und unnötig aufgebauscht.
Transkript by MacWhisper & Mistral
Die Bildzeitung hat endlich mal wieder einen Grund gefunden, sich zu erregen, sich künstlich aufzuregen. Ich habe den Artikel nicht gelesen, die Überschrift hat mir in dem Fall einmal mehr genügt, denn die lautet "Wofür braucht Olaf Scholz acht Mitarbeiter?" Und da wusste ich, okay, es geht sicherlich darum, dass Olaf Scholz, so wie seine Amtsvorgänger auch, Mitarbeiter vom Kanzleramt gestellt bekommt für das, was er eben noch so tut und was eben mit seiner Amtszeit als Bundeskanzler zu tun hatte.
Das macht man bei Bundespräsidenten auch, also die bekommen üblicherweise Büroräumlichkeiten und eben auch feste Mitarbeiter an die Seite gestellt, einfach weil sie eben auch immer noch Post aus der Bevölkerung bekommen, weil zum Beispiel irgendwelche Vereine sie als Schirmherren gewinnen wollen oder so. Das hat dann einfach nur was damit zu tun, dass sie eben mal dieses Amt hatten. So und das haben Bundeskanzler offensichtlich auch.
Ich mein spätestens seit dem Theater um Schröders Mitarbeiter und Privilegien, glaube ich, hieß es damals immer in den Medien, die ihm im Rahmen seines Engagements für Russland quasi weggenommen worden sind, wogegen er ja auch geklagt hat oder noch klagt, weiß ich nicht, ich habe das nicht mehr weiter verfolgt, aber einen gewissen Punkt auf jeden Fall. Herrn Schröder hat man das dann irgendwann weggenommen, was ich persönlich auch ein bisschen zweifelhaft finde, weil die Aufgaben sind ja trotzdem da, also es macht in meinem Kopf jetzt nicht so fürchterlich viel Sinn.
Man kann auch zugegeben die ganze Praxis hinterfragen und sich überlegen: Muss das eigentlich sein oder hat nicht ein Bundeskanzler auch ein Ruhegehalt, das irgendwie groß genug ist, um, wenn er will, Leute anzustellen, die diese Tätigkeiten für ihn ausüben? Oder würde man nicht besser daran tun, wenn man irgendwie so eine Pauschale zur Verfügung stellt und dann kann der Kanzler das damit machen, was er will? Ob das besser wäre oder auch nur kostengünstiger, das weiß ich nicht, das kann man alles gerne diskutieren.
Das Interessante ist, das tut aber keiner, sondern es wird irgendwie auf die konkrete Zahl abgehoben und gesagt, oh, das ist aber viel, das sind aber viele Leute. Dann muss man sich schon fragen, sind das wirklich viele Leute? Und dazu hilft ja ein Blick in die Vergangenheit und wenn man sich dann anschaut, was die Vorgänger von Herrn Scholz in dieser Form an Mitarbeitern hatten, dann stellt man fest: Herr Schröder hatte sieben, Frau Merkel hatte neun, bei Kohl lässt sich keine Anzahl feststellen, zumindest die KI behauptet, er hätte gar keine gehabt, mutmaßt aber, dass das Kanzleramt trotzdem halt die entsprechenden Tätigkeiten irgendwie für ihn mitgemacht oder organisiert hat.
Fakt ist, dass alle drei Vorgänger von Scholz, also alle drei noch lebenden Ex-Kanzler, Mitarbeiter hatten und alle auch in einer ähnlichen Größenordnung. Schröder war da eigentlich noch so der Bescheidenste, was ihm gar nicht so ähnlich sieht. Und bei Merkel war es, das habe ich dann in der weiteren Recherche auch rausgefunden, bei Merkel war es nämlich auch so ein kleiner Skandal, da allerdings nicht von der Bildzeitung, sondern von der Süddeutschen, die sich darüber mokiert hat, dass sie eben neun Mitarbeiter hatte, was zwei mehr sind als Schröder das hatte.
Das ist natürlich, das muss man auf jeden Fall kritisieren, gar keine Frage. In dem Artikel steht allerdings auch drinnen, was die Tätigkeiten dieser Leute waren, und ich finde, dann wird es einigermaßen nachvollziehbar bzw. kann man sich dann schon auf den Standpunkt stellen: Ja, wenn das grundsätzlich okay ist, dass die Leute Mitarbeiter haben, warum dann nicht so?
Also es ist so, dass Frau Merkel einen Büroleiter hat, einen stellvertretenden Leiter, zwei Referentinnen, drei Sachbearbeiter und zwei Fahrer. Ist irgendwie okay, also zwei Fahrer, wenn sie mal wirklich ein bisschen weiterfährt, sind schon aus Grund der Längdzeiten wahrscheinlich nötig. Okay, die muss man jetzt nicht permanent bezahlen, weil so oft wird sie jetzt auch nicht irgendwie... wobei man ja sagen muss, vielleicht fahren sie sogar privat, das habe ich jetzt gerade gar nicht so auf dem Zettel gehabt, das kann ja sein, dass sie die privat fahren aus Sicherheitsgründen, weil gerade Frau Merkel würde ich sagen nach wie vor so was wie ein Hassobjekt ist für viele Leute. Also ich könnte verstehen, wenn man sagt, aus Sicherheitsgründen organisiert das Kanzleramt bis auf weiteres auch die privaten Fahrten von Frau Merkel, weil es einfach irgendwo in der Verantwortung liegt und es ja eben durchaus auch mit ihrer Amtszeit zu tun hat, dass sie besonders gefährdet ist.
Also ja, wie gesagt, man kann die ganze Praxis hinterfragenswert finden, das ist gar nicht das Thema, aber die Anzahl finde ich ist jetzt vor dem Hintergrund nicht monströs groß. Und bei Herrn Scholz habe ich jetzt nicht geguckt, was die Leute im Einzelnen tun, aber da hat er halt einen weniger als Merkel, dann würde ich mal so aus der Hüfte schießen, passt schon, also das kann man machen, ist nicht weiter wild.
Was ich in dem Zuge, was mir dann noch so durch den Kopf ging, eben auch weil diese Zahl 0 bei Herrn Kohl da irgendwie stand, die mit Vorsicht zu genießen ist, das kann durchaus sein, dass der auch ein paar Mitarbeiter hatte. Ich würde fast vermuten, das waren aber weniger, einfach weil die Zeiten sich geändert haben und weil man mit Arbeitskräften im Kanzleramt ein bisschen rumhantiert, um das mal salopp zu formulieren. Denn dazu habe ich folgende interessante Zahl gefunden: Im Jahr 2003 hatte das Bundeskanzleramt 410 Mitarbeiter und zu früheren Kohlzeiten soll es sogar nur 200 gewesen sein, das heißt, in der Zeit hat sich das schon irgendwie verdoppelt, wobei man sagen muss, Stand heute sind es eben 900, das heißt in den letzten 20 Jahren hat sich das auch noch mal verdoppelt.
Und das ist eine bemerkenswerte Entwicklung, die sich ja auch nicht nur aufs Kanzleramt beschränkt, sondern das haben eigentlich alle Ämter, haben eine ähnliche Entwicklung durchgemacht und zwar nicht nur alle Bundesministerien oder so, sondern alle Behörden, einfach jede Kreisverwaltung, mutmaßlich auch jede Stadtverwaltung hat sich so seit den 1990er Jahren garantiert irgendwie verdoppelt, wenn nicht vielfach. Das Kanzleramt eben auch und das bei 900 Leuten dann vielleicht acht für einen Ex-Kanzler übrig sind, die muss er ja auch nicht Jahrzehnte behalten, es kann ja sein, dass er die irgendwie in drei, vier Jahren, wenn sich keiner mehr für den Scholz interessiert, dass er die gar nicht mehr braucht und dass er die dann eben auch entweder selber abgibt oder das Kanzleramt ihm sagt, pass mal auf, die brauchst du eigentlich nicht mehr und dann sind die halt weg und machen irgendwas anderes, unheimlich Sinnvolles.
Also die grundsätzliche Entwicklung der Mitarbeiterzahlen von Behörden und die Tatsache, dass Herr Scholz sogar eine Person weniger beschäftigt als Frau Merkel, plus die Tatsache, dass die Bildzeitung, glaube ich, nicht so ein Skandal bei Frau Merkel draus gemacht hat. Ja, das glaube ich, spricht schon alles ein bisschen für sich. Also hier wird mal wieder eine Sau durchs Dorf getrieben, es ist ja auch ein bisschen Sommerloch. Wir hatten jetzt letzte Woche schon den üblichen Alligator, also im Sommer muss immer irgendein komisches Tier verloren gehen, da war es ein Alligator in, ich glaube, Fächter. Ja und jetzt haben wir halt diese Geschichte. Also man sollte meines Erachtens im Augenblick doch genug in der Welt, aber offensichtlich nicht so.
Lange Rede, kurzer Sinn, fürchterlich aufgebauschtes Thema von der Bildzeitung, würde man es jetzt nicht unbedingt anders erwarten, gleichwohl hat die Süddeutsche das mit Frau Merkel genauso gemacht vor nicht allzu langer Zeit. Ich finde es unseriös, egal wer es macht, ich finde es nicht so, wie gesagt, man kann die grundsätzliche Praxis ja gerne angreifen, das tun die aber nicht, sondern die heben einfach nur auf die aktuelle Person ab und sagen, warum braucht die denn so viele Leute und so. Warum sie die braucht, finde ich, konnte ich einigermaßen aus diesem Süddeutsche-Artikel entnehmen, also man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, das muss trotzdem nicht sein, aber so rein sachlich kann man das, finde ich, begründen und das würde ich sagen liegt nahe, dass das einfach alles ein absurdes Theater ist, dass man sich auch sparen könnte.
Links zum Thema by Mistral
Hier ist eine Liste mit Links und Nachweisen, die zum Inhalt deines Transkripts passen:
Mitarbeiterzahlen von Ex-Bundeskanzlern:
Ein Artikel, der die Mitarbeiterzahlen von Ex-Bundeskanzlern wie Angela Merkel und Gerhard Schröder behandelt, findet sich auf der Website des RedaktionsNetzwerk Deutschland. Mehr dazu hier 1.
Wachstum des Bundeskanzleramts:
Informationen über das Wachstum des Bundeskanzleramts unter verschiedenen Kanzlern, einschließlich der Mitarbeiterzahlen, sind auf der Website der ZEIT zu finden. Mehr dazu hier 2.
Ruhegehalt und Privilegien von Ex-Bundeskanzlern:
Ein Artikel auf stern.de behandelt die Kosten und Privilegien, die mit ehemaligen Bundeskanzlern verbunden sind, einschließlich der Bürokosten und Ruhegehälter. Mehr dazu hier 3.
Historische Entwicklung der Bundeskanzlerämter:
Ein Artikel auf tagesschau.de gibt einen Überblick über die Geschichte der Bundeskanzler und die Vertrauensfrage, die von verschiedenen Kanzlern gestellt wurde. Mehr dazu hier 4.
Allgemeine Informationen zu Bundeskanzlern:
Eine Übersicht über alle Bundeskanzler seit 1949, einschließlich ihrer Amtszeiten und politischen Hintergründe, findet sich auf der Website des Kölner Stadt-Anzeigers. Mehr dazu hier 5.