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FB302 Die Gewaltkurve: Zwischen Hysterie und Realität
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FB302 Die Gewaltkurve: Zwischen Hysterie und Realität

Über politischen Extremismus und Gewaltkriminalität

Shownotes by ChatGPT

🧠 Kurze Zusammenfassung in Stichpunkten

  • Politischer Extremismus: Schwerpunkt in Bund und Ländern, aktuell Niedersachsen.

  • Statistikmanipulation: Kritik an Innenminister Dobrindt wegen verzerrter Darstellung bei Gewaltzahlen.

  • Rechts vs. Links: Taten im linken Spektrum gestiegen, im rechten weiterhin höhere absolute Zahlen.

  • Relativierung: Kritik an Politiker:innen und Kommentator:innen, die Extremismus verharmlosen – aus beiden politischen Lagern.

  • Verfassungsschutzbericht Niedersachsen: Innenministerin Behrens nennt Rechtsextremismus größte Gefahr.

  • Gewaltkriminalität insgesamt: Seit 2022 wieder Anstieg, mutmaßlich Corona-Effekt.

  • Langfristige Entwicklung: Wellenbewegung seit den 90er Jahren, kein durchgehender Anstieg.

  • Mediennarrative & Populismus: Kritik an übertriebenen Vergleichen mit „amerikanischen Verhältnissen“.

  • Fakten vs. Gefühl: Mahnung, zwischen persönlicher Angst und objektiver Gefährdungslage zu unterscheiden.


📜 Vollständiges Transkript – Lesefreundlich gegliedert und mit Hervorhebungen

Politischer Extremismus beschäftigt momentan die Innenminister in Bund und Ländern – mindestens in Niedersachsen. Vermutlich ist es aber ein bundesweites Thema, da zu dieser Zeit des Jahres regelmäßig entsprechende Berichte veröffentlicht werden.

Vor ein paar Tagen – oder ein, zwei Wochen – hat Innenminister Dobrindt in Berlin Statistiken präsentiert, laut denen die Straftaten im linksextremen Spektrum deutlich zugenommen haben. Dennoch sind die absoluten Zahlen im rechtsextremen Bereich weiterhin höher.

Es gab Kritik an der Präsentation: Dobrindt arbeitete mit unterschiedlichen Skalen, was den Eindruck erwecken konnte, Linksextremismus sei schlimmer, obwohl das nur auf das Wachstum, nicht auf die Gesamthöhe bezogen war.

Kritikpunkt: Zwei getrennte Schilder, verschiedene Maßstäbe – das wirkte „Trump-esk“, war aber nicht eindeutig irreführend. Dennoch wurde es medial stark ausgeschlachtet.

Faktisch stimmt: Die Zahl linksextremer Taten ist gestiegen, rechtsextreme Gewalt ist nach wie vor auf hohem Niveau. Beides ist gefährlich und nicht gegeneinander aufzurechnen.

Problematisch ist die Relativierung: Menschen aus beiden politischen Lagern – nicht nur extreme, sondern auch sogenannte „Gemäßigte“ – verharmlosen jeweils die „eigene“ Seite.

Meinung: Wer als demokratischer Politiker Gewalttaten relativiert, verliert an Glaubwürdigkeit. Extremismus – egal von wo – ist kein Kavaliersdelikt.

Innenministerin Daniela Behrens (Niedersachsen) stellte kürzlich den Landesverfassungsschutzbericht vor. Sie bezeichnete Rechtsextremismus als „größte Gefahr für die Gesellschaft“.

Das ist ihre Einschätzung – mag zutreffen oder auch nicht. Der Sprecher findet beide Seiten gefährlich, auch wenn rechts quantitativ überwiegt.

Eine Facebook-Reaktion auf Behrens’ Aussage lautete sinngemäß: „Sie sollte lieber dafür sorgen, dass Frauen nachts sicher nach Hause kommen.“ Ein nachvollziehbares Anliegen – aber eine individuelle Angst ist nicht gleichzusetzen mit einer gesellschaftlichen Bedrohungslage.

Unterschied: Angst haben ≠ Angst haben müssen. Sicherheitsempfinden ist subjektiv, Sicherheitslage ist objektiv messbar.

Statistik zur Gewaltkriminalität:

  • Seit 2022 deutlicher Anstieg, vor allem 2022 ein großer Sprung.

  • Möglicher Grund: Corona-Effekt – weniger Tatgelegenheiten während der Lockdowns.

  • Langfristiger Trend: Seit Mitte der 90er Jahre Wellenbewegung, aber keine durchgehende Verschlechterung.

  • Tiefpunkt: 2021 – historischer Tiefstand. Höchststand: 2007, und selbst damals keine Panik in der Öffentlichkeit.

Fazit: Aktueller Anstieg ist real, aber im historischen Vergleich kein Indiz für dauerhafte Eskalation. Die Aussagen „es wird alles immer schlimmer“ sind falsch oder verzerrt.

Zusätzlich wird gewarnt vor Vergleichen mit „amerikanischen Verhältnissen“ – diese seien unangebracht, da die Sicherheitslage in Deutschland, auch in Großstädten, deutlich besser sei.

Appell zum Schluss: Bitte Fakten statt Gefühle bewerten. Gewaltentwicklung sachlich betrachten, nicht emotional überhöhen. Individuelle Angst ist real, aber nicht gleich gesellschaftliches Risiko.


🔗 Thematisch passende Links & Nachweise

  1. Statistik politisch motivierter Kriminalität (Bundesinnenministerium):

    • https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2024/05/pks-pmk-2023.html

  2. Verfassungsschutzbericht Niedersachsen 2024:

    • https://www.verfassungsschutz.niedersachsen.de/startseite/

  3. Kriminalstatistik Deutschland – Zeitreihe:

    • https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Rechtspflege/Polizeiliche-Kriminalstatistik/_inhalt.html

  4. Bericht zur Gewaltkriminalität 2022–2024:

    • https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/pks_node.html

  5. Analyse von Medienmanipulation durch Diagramme:

    • https://www.korrekturen.de/bildmanipulationen/statistikmanipulation.shtml