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FB0295 Talibanesk
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FB0295 Talibanesk

Über Glücksspiel

Transkript

Ihr kennt das alle. Es gibt diese Schlagzeilen, die einen kurz am Kopf kratzen lassen, weil man so denkt: Hä? Sowas habe ich vorhin erlebt. Habe ich gelesen: Taliban verbieten Schach.

Und die Begründung ist, dass sie das für – also sie haben es einfach als illegales Glücksspiel identifiziert und dann konsequenterweise verboten. Dass jetzt die Taliban völlig irre darin sind, Dinge zu verbieten, das ist ja, glaube ich, mittlerweile eher so ein Meme. Also man nennt jemanden einen Taliban, der sinnlos Dinge verbieten will. Das ist halt der Ruf, den die so haben. Insofern, es ist jetzt für sich genommen, haut einen das jetzt nicht so aus den Latschen, wenn man das zweite Mal hinguckt.

Aber zuerst denkt man so: Okay, Schachspielen verbieten – interessanter Ansatz. Und die Begründung: Ja, das ist doch eindeutig Glücksspiel. Okay, spannend. Aber wenn man dann liest, das sind die Taliban, ja, dann macht es irgendwo in sich wieder Sinn.

Man denkt dann natürlich trotzdem: Ja, okay, ihr seid einfach irre. Und dann kommt der nächste Blick und der nächste Gedanke und dann wird einem bewusst: Ja, aber Moment mal, wir leben ja hier in einem Land, in dem das Pokerspiel ebenfalls als illegales Glücksspiel gilt, wenn man es um Geld spielt und das einen gewissen Rahmen übersteigt.

Und das ist natürlich – gut, zugegeben, also bei Schach ist die Einordnung als Glücksspiel vollkommen irre. Und das ist, glaube ich, also das versteht auch jeder, dass das irre ist, es sei denn, er hat noch nie in seinem Leben Schach gespielt oder zumindest mal die Regeln sich angeguckt. Also dann ist das wirklich für jeden erkennbar eigentlich einfach nur irre und einfach nur Quatsch mit Soße.

Das ist vielleicht beim Pokern ein kleines bisschen anders, denn eine gewisse Portion Glück, die, glaube ich, kann man beim Pokern durchaus immer ganz gut gebrauchen. Also wenn man beim Pokern nur Pech hat, wird man definitiv verlieren. Fakt ist aber, es gibt ja richtige Ligen, es gibt Wettbewerbe. Und es macht jetzt relativ wenig Sinn, einen Wettbewerb zu machen, eine Liga mit einer richtigen Tabelle, wenn es nur ein Glücksspiel wäre. Also da hat, glaube ich, niemand so richtigen Spaß dran. Hinzu kommt, es sind ja interessanterweise immer die gleichen Leute, die da vorne sind, solange sie jedenfalls aktiv sind. Das heißt, es gibt einfach Spieler, die das können. Und wenn man das können kann, dann kann es ja nicht nur ein Glücksspiel sein.

Trotzdem reglementiert der Staat in Deutschland das Pokerspiel relativ intensiv. Es ist nicht verboten oder so. Es ist auch, glaube ich, nicht ganz so krass geregelt wie diese einarmigen Banditen und was es sonst noch so in diesen berühmt-berüchtigten Daddelhallen gibt. Also es ist schon noch eine andere Kategorie Glücksspiel, als es sonst noch so gibt. Aber trotzdem, es ist als Glücksspiel irgendwo durchgeregelt.

Und das ist, sage ich mal, wenigstens ansatzweise talibanesk, weil diese Durchregelungs-Geschichten, die sind ja eigentlich auch nur ein Ersatz für ein Verbot, weil man sagt: Na ja, wir wollen jetzt Erwachsenen auch nicht Glücksspiel komplett verbieten, aber wir wollen es ein bisschen kontrollieren und wir wollen es vor allen Dingen besteuern.

Also das ist nun mal die, ja, die die die freiheitlich, freiheitlich-demokratische Alternative zum stumpfen Verbot, aber ja eigentlich genauso blöde. Und an der Stelle jedenfalls auch, na ja, wie gesagt, nicht ganz so blöde zu begründen wie beim Schach, aber der, es geht in eine ähnliche Richtung.

Also, wer Pokern für ein reines Glücksspiel hält und es dazu erklären will, hat von Pokern wahrscheinlich keine Ahnung, hat das noch nie selber gemacht, kennt die Regeln nicht, keine Ahnung. Das ist, das ist latent talibanesk, würde ich mal sagen.